
Zeugenschutz - Abschied vom alten Leben
Zeugenschutz – kaum ein Bereich bei der Polizei ist derart geheimnisumwoben. Die Beamten, die als Zeugenschützer arbeiten, müssen unerkannt bleiben, ihre Vorgehensweisen geheim. Denn wenn die Gegenseite davon erfährt, würde das die Schutzpersonen in größte Gefahr bringen. Kronzeugen sehen sich regelmäßig Todesdrohungen ausgesetzt, denn durch ihre Aussagen landen Schwerkriminelle hinter Gittern. Häufig sind diese Zeugen selbst Kriminelle. Für die Staatsanwaltschaft sind solche Insider aber häufig unverzichtbar, um überhaupt in Strukturen organisierter Kriminalität vorzudringen.
Um diese Zeugen vor Gewalt zu beschützen wurden im BKA und den LKAs Zeugenschutzdienststellen eingerichtet. Die dort tätigen Zeugenschützer erarbeiten maßgeschneiderte Zeugenschutzprogramme für ihre Schutzbefohlenen. Bevor ein Programm beginnen kann, müssen Zeugen jedoch in umfangreichen Fragebögen alles über sich preisgeben, damit die Beamten sehen können, ob sie sich für den Zeugenschutz eignen. Wenn es soweit ist, müssen die Betroffenen alle Verbindungen zu ihrem alten Leben kappen. Sie werden von den Zeugenschützern an einen neuen Ort gebracht, an dem sie sich ein neues Leben aufbauen sollen. Eine neue Identität und neue Papiere sind jedoch nicht integraler Bestandteil des Programms. Finanzielle Zuschüsse fallen nicht üppig aus. Auch wenn das Leben in der neuen Heimat auf Dauer angelegt ist – das Programm endet mit der Aussage der geschützten Zeugen vor Gericht.
Da sowohl Schützer als auch Beschützte zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet sind, dringen Geschichten erfolgreicher Zeugenschutzprogramme nicht an die Öffentlichkeit. Wer sich offenbart, hat in der Regel schlechte Erfahrungen mit dem Zeugenschutz gemacht. So wie die Deutsch-Syrerin Nourig Apfeld. Entgegen mündlichen Absprachen soll sie nach Ihrer Aussage bezüglich eines Ehrenmords keine neue Identität bekommen haben. Und als sie sich einen Anwalt nimmt, wird sie aus dem Programm geworfen. Ebenso Janus, ein Versicherungsbetrüger, der gegen seine Bandenmitglieder aussagt, um seine Familie vor ihnen zu schützen. Während seiner Haft begegnet er sogar dem Mörder, gegen den er ausgesagt hat.
Und auch Viktor hat mit dem neuen Leben im Zeugenschutzprogramm zu kämpfen. Alpträume, Angst vor Vergeltung und Einsamkeit prägen seine neue Existenz. Lediglich den Zeugenschützern kann er sich anvertrauen.
Die sehen sich in erster Linie auch selbst als bewaffnete Sozialarbeiter. Hollywoodmäßige Action ist von ihnen nicht erwünscht, aber wenn es dazu kommt, müssen die Zeugenschützer vorbereitet sein. Dafür trainieren sie in speziellen Schieß- und Einsatzzentren. Ihr oberstes Ziel ist es dafür zu sorgen, dass der Zeuge überlebt – und seine Aussage vor Gericht machen kann.
Sender | ZDF |
Sendedatum | 04.10.2017 |
Sendezeit | 00:45 Uhr |
Länge | 45 Minuten |